Ich bin wirklich glücklich, das Unternehmen bis zu meinem Abschied im Dezember geleitet zu haben. Mit einer nach 2011 erneuten Umsatzsteigerung in
2012 und einem überaus positiven Feedback von vielen Seiten konnte ich am Ende einen sehr schönen und ausgefüllten Abschied nehmen. Während meiner
langen Tätigkeit für die Polar Electro GmbH hatte ich das einmalige Glück, Menschen zu finden, die sich für die Idee der Herzfrequenz-Messung genauso
begeistert und diese Begeisterung gelebt haben, wie ich selbst. Ich bin sehr dankbar, so viele Menschen kennengelernt zu haben, die mich auf dem Weg,
das Thema Herzfrequenz-Messung im Breiten- und Gesundheitssport, aber auch im Spitzensport zu etablieren, begleitet haben und mir und der Marke Polar
das Vertrauen geschenkt haben. Dieses Vertrauen und damit nicht zuletzt auch die menschliche Komponente haben bei allen harten Fakten und Zahlen,
der Umsatzorientierung und Ordergeschäften den Erfolg der Marke geebnet. Auch durch das Vertrauen vieler Fachhandelspartner konnten wir immer wieder
Akzente für das Thema Polar und die Herzfrequenz-Messung setzen.
2.) Welche Innovation und welche Begegnung sind in der Rückschau Ihre ganz persönlichen Highlights?
Natürlich erfüllt es mich zuerst einmal mit Stolz eine Marke und mit der Herzfrequenz-Messung ein komplett neues Geschäftsfeld etabliert zu haben, das
heute einfach gesetzt ist. Polar steht für das Segment der Herzfrequenz-Messung und Trainingscomputer wie Tempo für das Taschentuch. Kein sportlich aktiver
Mensch muss mehr auf die Uniqueness, nämlich die der Steuergröße Herzfrequenz, verzichten. Kein Training, keine Bewegung muss mehr dem Zufall überlassen
werden. Jeder Mensch kann heute effizient, gesundheitsorientiert und auf den Punkt genau trainieren. Zu einer der größten Innovationen zählt für mich die
Positionierung der OwnZone, mit der das Training wirklich für einen Jeden äußerst simpel und insbesondere individuell durchführbar ist. In Verbindung mit
verschiedenen Konzepten, wie zum Beispiel dem OwnZone Studio- und dem Service und Test Center-Konzept haben wir deutliche Impulse zur Abverkaufsförderung
setzen können. Die Marke Polar stand immer wieder für innovative neue Konzepte, die sich im Markt einfach etabliert haben und letzten Endes auch ausgezeichnet
wurden. Als ein Highlight ist in diesem Zusammenhang sicherlich die Auszeichnung „Most Innovative Brand“ im Rahmen der Verleihung des Plux X-Awards zu nennen.
3.) Wie sehen Sie persönlich als aktiver Ausdauersportler die seit Jahren zunehmende Technisierung im Ausdauer- und Gesundheitssport?
Geschwindigkeits- und Distanz- oder Herzfrequenz-Messung gehören ja mittlerweile fast schon zur Grundausrüstung eines Aktiven. Geht das Körpergefühl
und das Gefühl der freien Horizonte dabei nicht verloren?
Ich möchte Ihnen gerne ein Beispiel nennen. Das Schlüsselerlebnis Schule: Fast schon erschreckend ist insbesondere beim Schulsport die Retardierung
des Köpergefühls bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten. Kinder, die Probleme haben, auf einem Bein zu stehen oder einfach nur geradeaus zu laufen.
Kinder, die nicht in der Lage sind, einen einfachen Bocksprung durchzuführen oder einen Ball gezielt und sicher zu fangen. Was ich damit sagen möchte ist,
dass die Bewusstmachung für den eigenen Körper eine entscheidende Rolle bei Kindern und Jugendlichen spielt. Neuzeitliche Trainingscomputer können im
Schulsport zur Sensibilisierung für das eigene Körpergefühl unendlich hilfreich sein. Und was für junge Menschen gilt, spielt selbstverständlich bei
jedem Breitensportler eine wichtige Rolle: Das Empfinden für die optimale Intensität, Beanspruchung und Belastung! Herzfrequenz-Messgeräte können für
einen gesunden und fitten Lebensstil sorgen. Gehen wir einen Schritt weiter: Wenn die Technisierung durch weitere Funktionen für mehr Spaß an Bewegung
sorgt, ist diese meiner Meinung nach absolut gerechtfertigt. Distanz und Geschwindigkeit, die Auswertung von Trainingsplänen, das Teilen in der
Gemeinschaft muss Spaß machen und dazu motivieren, sich einfach zu bewegen. Wenn sich eine Technisierung nur in einer kopfgesteuerten Verhaltensweise
im Sport äußert, dann ist diese meiner Ansicht nach fraglich. Das Gefühl ist entscheidend. Auch in der Verbindung zwischen einem Athleten und seinem
Trainer spielt dies eine äußerst wichtige Rolle für den Erfolg. Trainingspläne schreiben ist keine Kunst, es geht um die Komplettbetreuung des Athleten
als Mensch. Das ist das Erfolgsrezept des modernen Trainers.
4.) Schauen wir nach vorne: In welcher Rolle werden wir Sie zukünftig erwarten dürfen? Kehren Sie dem Sportbusiness den Rücken oder
bleiben Sie der Branche treu?
Es muss nicht unbedingt die Sportbranche sein, aber meine neue Aufgabe sollte einfach konzeptionell zu mir passen. Mit meiner Positionierung in der
Freiberuflichkeit sollen auch die zukünftigen Schwerpunkte im Bereich von Marketing- und Sales-Strategien in einer beratenden Tätigkeit liegen. Es ist
entscheidend, den USP der Marke zu identifizieren und in den Fokus zu rücken; das hat die Marke Polar so einzigartig gemacht. Darüber hinaus freue ich
mich darauf, mehr Zeit auf dem Sportplatz als Leichtathletik-Trainer im Schüler- und Jugendbereich zu verbringen. An der Trainertätigkeit habe ich
wirklich Freude und diese ist während der Polar-Zeit natürlich etwas zu kurz gekommen ist. Ansonsten warte ich einfach ab, was auf mich zukommt.
5.) Wie sehen Sie die Entwicklungen der großen Sportartikel-Messen - ISPO, OutDoor und Eurobike - sind die Messen noch die klassischen
Begegnungsstätten für Handel und Hersteller mit dem klassischen Ordergeschäft oder in welcher Rolle sehen Sie die Messeplattformen?
Ich werde die Ispo in diesem Jahr erstmals seit 30 Jahren nicht persönlich besuchen. Der zeitliche Abstand zu meiner Polar-Tätigkeit erschien mir zu kurz.
Für kleinere Unternehmen ist insbesondere die ISPO, aber natürlich auch alle anderen großen Messen eine sehr gute Möglichkeit, sich zu präsentieren und
in diesem Rahmen auch die Ordermöglichkeit nutzen zu können. Als Start-Up Unternehmen ist die ISPO fast schon ein Muss. Besonders dann, wenn man bei
den großen Handelsverbänden nicht gelistet ist. Allerdings ist harte Arbeit Voraussetzung für einen erfolgreichen Messeauftritt. Im Vorfeld einer
großen Messe muss man auf jeden Fall Aufmerksamkeit erregen. Für etablierte Unternehmen ist es wichtig, neue Innovationen, neue Marketingpräsentationen
oder ein neues Image zu präsentieren. Allerdings gilt auch für etablierte Unternehmen: Im Vorfeld neugierig machen. Die Vorstellung der kompletten Marke
mit ihren Produkten bietet dem Händler dann die Möglichkeit, sich die einzelnen Bausteine für die passende Präsentation am POS herauszupicken. Für den
Händler sind die Messen darüber hinaus hervorragende Plattformen, sich einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Marken und ihren Designs,
Innovationen und Auftritten zu verschaffen.
Biografie
Nach eigener Aussage ist das Erfolgsrezept in der Vita Dr. Dierk Feyerabends seine Gradlinigkeit und immer mit dem Herzen dabei zu sein. So widmete er
sich nach der Schulzeit dem Sportstudium mit dem ursprünglichen Ziel, Lehrer zu werden. Schon während der Ausbildung trat er eine halbe Lehrerstelle
an und blieb sich treu, indem er sich vom Lehrerjob abwandte und sich seiner großen Leidenschaft zuwendete. Dem reinen Lustprinzip folgend, begann
er als Schulungsleiter bei Puma. Die Verbindung zwischen dem menschlichen Körper und der Erde und der daraus resultierenden Biomechanik begeisterte
ihn mehr als der Schulunterricht und führte ihn schließlich zu Avia, wo er eine Zwischenstation in seiner beruflichen Laufbahn als Marketing Manager
einlegte. Immer getrieben vom Thema Mensch und ihn in der Weiterentwicklung zu helfen, begann Dr. Dierk Feyerabend schließlich, sich der
Herzfrequenz-Messung zu widmen. Auch während seiner 22-jährigen Tätigkeit als Geschäftsführer der Polar Electro GmbH blieb Dr. Dierk Feyerabend
sich treu, authentisch und Mensch. Ein Erfolgsrezept, das er sicher auch während seiner Freiberuflichkeit weiterleben wird.